25 Jahre Markenbotschafter, Fans und Förderer
FREUNDE der Villa Musica feiern ihr Jubiläum mit dem Fauré Quartett

Mit einem grandiosen Konzert des Fauré Quartetts feierten die „Freunde der Villa Musica“ am 25. September 2022 im Dianasaal von Schloss Engers ihr 25jähriges Bestehen. Das Fauré Quartett wollte eigentlich zu s e i n e m eigenen 25Jährigen 2020 für die FREUNDE ein Dankeschön-Konzert geben. Das fiel wegen Corona aus. Jetzt sind sie schon 27 Jahre in unveränderter Besetzung zusammen und weltweit erfolgreich. Den Villa Musica-Freunden danken wollten sie, weil wir der ehemaligen Stipendiatin Erika Geldsetzer aus Betzdorf 2009 geholfen hatten, eine 100 000 Euro teure Geige zu erwerben. Die war 2020 abbezahlt. Das sollte ebenfalls gefeiert werden.

Es gibt noch einen anderen Bezug zu Erika Geldsetzer: sie ist 1998 bei der allerersten Mitgliederversammlung von FREUNDE der Villa Musica aufgetreten – zusammen mit dem Stipendiaten Alexander Hülshoff. Und auch der Cellist im Fauré Quartett, Konstantin Heidrich war Stipendiat.

Gespenstisch wie nie: „Bilder einer Ausstellung“

Was das Fauré Quartett den FREUNDEN zur Freude spielte, war eine Sensation: „Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgky. So hatte man das noch nicht gehört, vor dem inneren Auge so noch nicht gesehen. Es war eine Bearbeitung, eigens für das Fauré-Klavierquartett. Deren Pianist Dirk Mommertz war daran beteiligt. Und was die vier daraus gemacht haben führte zu Erstaunen: koboldhafte Klavierpassagen und krasse Pizzicati in den Streichern für den Gnom. Gespenstische Streicherklänge ohne Vibrato suggerieren Verfall beim Alten Schloss und lassen Erschaudern. Erika Geldsetzer erzählt später, dass sie sogar Saiten der Geige abgeklebt hat, um besonders fahle Klänge zu erreichen.

Also es ist jedem zu empfehlen, die CD zu kaufen. Diese Fassung ist aufregender als die für nur Klavier oder die für Orchester. (ps.: Im Foto sehen Sie als Umblätterer den Geiger Niklas Liepe. Er war gerade auf dem Rückweg nach Hamburg, von einem Villa Musica-Konzert in Ludwigshafen, hat in Engers Stopp gemacht und gab ungeplant den FREUNDEN die Ehre).

„Wir sind die Markenbotschafter
Wir sind die Fans der Musiker.
Wir fördern Spitzenklasse“.

So stand es auf einer Fotoprojektion, die Barbara Harnischfeger montiert hatte – als Abschluss Ihrer Bilderschau aus 25 Jahren der Exzellenzförderung und der gemeinschaftlichen Erlebnisse von Liebhabern der hochkarätigen Kammermusik bei Villa Musica. (Im Bild sehen Sie die nachfolgend erwähnten Personen, auch den früheren Zweiten Vorsitzenden des Vereins, Georg Kretkowski, direkt unterm Kronleuchter)

Gast der Veranstaltung war Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck (klatschend im Stehen rechts vorne). Er ging in seinem Grußwort auf die gerade aktuelle Situation nach Auflösung der Hotel- und Betriebs GmbH in Schloss Engers ein und sagte zur künftigen Mitnutzung des Schlosses: Der spätbarocke Dianasaal mit seinem wertvollen Deckenfresko werde weiterhin der Konzertort der Villa Musica sein und Hochwertigem vorbehalten bleiben, auch wenn im Schloss künftig Proberäume und Zimmer von der Landesmusikakademie, die für die Breitenförderung zuständig ist, genutzt werden. Der Dianasaal sei die Visualisierung der Marke Villa Musica. Die Villa Musica habe Strahlkraft im In- und Ausland und das solle so bleiben.

Wer war beim Fest

In der gemeinschaftlichen Begrüßung durch den Freundeskreis-Vorstand (rechts Cornelia Hoffmann, es fehlte krankheitsbedingt die Schatzmeisterin Diana Kreuter-Schmitt), hob der Zweite Vorsitzende Alfons Moritz besonders die Anwesenheit der ehemaligen Kulturministerin Rose Götte hervor, in deren Amtszeit die Villa Musica zur Landesstiftung gemacht worden war. Sie ist Vereinsmitglied bei den „Freunden“ und sie war so liebenswürdig, Barbara Harnischfeger, der Freundeskreisvorsitzenden seit 2003, mit einem Blumenstrauß für deren Engagement zu danken. Barbara Harnischfeger ihrerseits freute sich besonders, dass Heide von Hohenzollern aus Namedy gekommen war. Deren Ehemann Godehard von Hohenzollern war 1997 Gründungsvorsitzender von „Freunde der Villa Musica“ gewesen. Er ist 2001 gestorben. Als Gründungsmitglied gekommen war Kurt Karst, der ehemalige Geschäftsführer der Villa Musica, der die Satzung des Vereins geschrieben und für den damaligen Villa Musica-Vorstandssitzenden Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig die Publikumsvereinigung auf den Weg gebracht hatte.

Rheinland-Pfalz wird um Villa Musica beneidet“

Selbstverständlich waren Prof. Alexander Hülshoff, der Künstlerische Direktor der Villa Musica, zugegen und Prof. Dr. Karl Böhmer. Mit beiden arbeitet der Freundeskreisvorstand intensiv zusammen, um den Mitgliedern Besonderes zu bieten, sie mit den Künstlern zu verbinden und ihnen Erkenntnisgewinn zu bringen.

Alexander Hülshoff sprach in der Festveranstaltung den Wert und den Glanz an, den Villa Musica in der Musikwelt hat und das Renommee, das sie Rheinland-Pfalz bringe. Der Zulauf zur Villa Musica sei ständig stärker geworden, die Qualität gestiegen: 1000 Bewerber, die in Deutschland studieren, habe es zum jüngsten Probespiel gegeben. „Wir können aussuchen, welche jungen InstrumentalistInnen bei uns durch hochkarätige Dozenten, teils Stars ihrer Zunft, ihren Feinschliff erhalten.“ Um das exzellente Villa Musica- Ausbildungssystem durch international renommierte Dozenten Pult an Pult mit den jungen Aufsteigern werde Rheinland-Pfalz Deutschland-weit beneidet. Und in Rheinland-Pfalz selbst setze die Villa Musica mit ihren Konzerten Qualitätsmaßstäbe.

Im Hinblick auf die künftige Nutzung von Schloss Engers gemeinsam mit der Landesmusikakademie, welche die Laienmusik und die breite Musikausbildung an der Basis betreibt, sagte Hülshoff unter großem Beifall: „Breitenarbeit in der Musik und Spitzenförderung - Beides bedingt sich. Aber es ist wie im Fußball: die jungen Menschen brauchen echte Könner als Vorbilder, brauchen Idole. In der klassischen Musik zeigt Villa Musica wo die Latte hängt. Alle sind eingeladen, unseren Virtuosen, nachzueifern. Und für Sie, unser kundiges Publikum, das ein Qualitätsbewusstsein hat und die ererbten Kulturschätze eines Mozart, Beethoven, Brahms zum Leben braucht, ist der Villa Musica nur das Beste gut genug.“

Niemals Partnerwechsel im Quartett

Nach der Festveranstaltung speisten die 120 anwesenden FREUNDE im Gartensaal von Schloss Engers. Und vor dem Dessert führte Barbara Harnischfeger ein wie gewohnt lockeres Gespräch mit der Geigerin Erika Geldsetzer. Die anderen Quartettmitglieder waren schon wieder auf der Heimfahrt.

Frage: Wie hält so eine Quartett-Ehe 27 Jahre lang?

Mit einer gewaltigen Dosis Humor schafft man es, antwortet Erika Geldsetzer. Wissendes Lachen im Publikum.

Es gibt ein Werbe-Foto, da sitzen alle Quartettmitglieder zusammen auf einem weichen Bett. „Aber angezogen“, bemerkt die Primaria. Alle haben eigene Lebensgefährten außerhalb des Quartetts. Es gibt 6 Kinder. Und alle zusammen vertrügen sich gut.

Mittelpunkt des Fauré Quartetts ist Berlin. „Wir brauchen einen festen Anlaufpunkt um gemeinsam nachzudenken und neue Projekte zu planen. Und natürlich um zu proben. Das geht in Berlin an der Hochschule der Künste, wo der Cellist Konstantin Heidrich Professor ist und auch Erika Geldsetzer und Sascha Frömbling unterrichten. Proben können sie auch in München, wenn es gerade auf dem Weg zu einem Konzert liegt. Dort hat der Pianist Dirk Mommertz eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater.

Und wie baut man nach Studium und Villa Musica-Zeit (Erika und Konstantin waren Stipendiaten) eine Karriere auf als Quartett? Es habe sich einfach so ergeben. „Wir haben einfach angefangen mit Brahms Klavierquartett op.60 in c-moll, haben eineinhalb Jahre nur zum Spaß an diesem Brahms herumgeprobt und dann einen Wettbewerb gewonnen. Wir haben also gemerkt: das funktioniert und haben einfach weiter gemacht.“ Dann kam der Echo Klassik-Preis, der befördere natürlich eine Karriere. www.fauréquartett.de

Hat sich denn niemand jemals für ein Orchester beworben? Erika:

„Ich hätte Konzertmeisterin bei Rotterdam Sinfonic unter Gergijew werden sollen. Damals war ich gerade in Mainz auf der Bastei bei Villa Musica, habe einen Anruf gekriegt und dachte nur: Ich bin erst 21, warum soll ich jetzt ins Orchester gehen.“

Alle sind mit Herz und Seele beim Quartett und das merkt man. „Es ist noch immer Sex in der musikalischen Beziehung“, wagt Barbara Harnischfeger zu formulieren. „Ja, wir sind alle experimentierfreudig. Wir haben einfach alles ausprobiert. Wir haben in Clubs gespielt wie der Yellow Lounge der Deutschen Grammophon in Berlin. In den USA spielen wir auch für Kinder und erzählen zur Musik“ - in den USA gehöre das zu den Werbemaßnahmen für ein Konzert.

„Ob Undergroundclub in Dublin oder ein Saal wie heute: alles macht was mit uns Musikern, wenn man es zulässt. Wir machen ja etwas mit dem Publikum gemeinsam. Wir spielen, Sie hören und wir treffen uns in der Mitte. Das ist spannend und vielleicht wird es uns auch deshalb nicht langweilig.“

Und eine Korrektur noch, sagt Erika Geldsetzer: „Die FREUNDE der Villa Musica haben mir nicht nur 10 000 Euro als zinslosen Kredit gegeben, wie Sie beim Festakt gesagt haben, sondern 20 000. Die haben mir unglaublich geholfen - zusammen mit der Sparkasse Betzdorf :), damit ich diese Geige kaufen konnte. Das Beste, das mir je passieren konnte. Nochmals danke.“

Auch die Eltern von Erika Geldsetzer kamen zum Konzert. Sie sind Mitglied bei FREUNDE der Villa Musica.