Minister Wolf verleiht Förderpreis 2016
“Ich werde mich für Villa Musica stark machen“
Kulturminister Wolf erstmals in Kammermusikakademie Schloss Engers
30 Jahre Villa Musica und Förderpreisverleihung
verbunden mit einem Konzert der Preisträgerin waren der Anlass für den ersten Besuch von Kulturminister Konrad Wolf in der Kammermusikakademie Schloss Engers. Der Minister würdigte die Stiftung Villa Musica, die am 11.11.1986 gegründet worden war, als eine kulturell herausragende Einrichtung des Landes. Mit ihrem einzigartigen Konzept der Exzellenz-Förderung junger Musikerinnen und Musiker und mit ihren hochkarätigen Kammermusikaufführungen besitze sie ein Alleinstellungsmerkmal für Rheinland-Pfalz mit internationalem Ruf. Stipendiaten der Villa Musica gewinnen große Wettbewerbe, erringen erste Positionen in Orchestern, haben Erfolg als Solisten oder gründen selbst ein Kammermusikensemble. Villa Musica ist für viele ein entscheidender Schritt der Karriere.
Den Schatz erhalten
Genau am Jahrestag der Villa Musica-Gründung vor 30 Jahren überreichte Minister Wolf den „Villa Musica-Förderpreis der Freunde 2016“ an die 25jährige Bratschistin Sarina Zickgraf aus Waldkirch bei Freiburg. Der Preis ist ausgestattet mit 3000 Euro durch die „Freunde der Villa Musica“. Die Vorsitzende Barbara Harnischfeger leitete die Ministerrede ein mit den Worten: „ Wir sind die Fans der Villa Musica, wir brauchen Musik zum Leben und wir bauen darauf, dass Sie in ihrer Amtszeit sich für die Villa Musica stark machen und einlösen, was die Ministerpräsidentin beim Festkonzert am 4. September in Mainz gesagt hat: die Landesregierung werde alles tun, um den Schatz Villa Musica zu bewahren.“ Harnischfeger spielte darauf an, dass das Stiftungskapital bei der derzeitigen Null-Zins-Politik demnächst die Betriebskosten nicht mehr erwirtschaften werde und Überbrückungshilfe aus dem Landeshaushalt nötig werden. Minister Wolf antworte, er wolle sich nicht nur von Amtswegen stark machen für Villa Musica, sondern weil es ihm ein Anliegen sei.
Das Publikum profitiert
Von der „Erfolgsgeschichte“ Villa Musica, so Wolf, profitieren Musikliebhaber im ganzen Land. In diesem Jahr gibt es mehr als 150 Konzerte im ganzen Land, jeweils Freitag, Samstag, Sonntag nach einer Kurswoche in Schloss Engers. Dorthin kommen musikalisch Hochbegabte aus aller Welt, um bei Villa Musica eine intensive Zusatzausbildung im Bereich der Kammermusik zu absolvieren, sich den Feinschliff zu holen. Ungestört von äußeren Einflüssen können sie im herrlichen Ambiente des Barockschlosses proben. Dabei spielen die Jungen Pult an Pult mit Größen der klassischen Musik und profitieren von deren Erfahrung. Über Musik gesprochen wird bis in die Nacht hinein.
Mit der Bratsche brillant
Die Förderpreisträgerin Sarina Zickgraf hat in den drei Jahren ihrer Stipendiatenzeit bei Villa Musica an 15 Kurs- und Konzertprojekten teilgenommen. „Sie hat eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen und ist zu künstlerischer Reife gelangt“, schreibt der Künstlerische Leiter von Villa Musica, Prof. Alexander Hülshoff, in der Förderpreisurkunde. Zur künstlerischen Reife gehört neben der technischen und musikalischen Höchstleistung die menschliche Qualität – Teamgeist ist gerade im Kammermusikensemble wichtig.
Prof. Dr. Karl Böhmer schreibt auf der Internetseite der Villa Musica:
Am Werdegang von Sarina Zickgraf kann man das segensreiche Wirken der Landesstiftung exemplarisch ablesen: Die junge Bratschistin hat sich während ihrer drei Jahre bei Villa Musica zu einer der spektakulärsten jungen Streicherinnen in Deutschland entwickelt. Ihr satter Ton, das Ausloten aller klanglichen Möglichkeiten und die technische Bravour hat sie bei ihren Lehrern erlernt – von ihrem Vater über Rainer Kußmaul bis hin zu ihrer Berliner Professorin Tabea Zimmermann. Das Gespür für die Kammermusik aber, das souveräne Ausdeuten jeder Nuance in großen romantischen Werken im Zusammenspiel mit Anderen – das hat sie in den zahlreichen Villa Musica-Projekten gelernt. In den Projekten der Landesstiftung konnte sie ihrer großen Begabung zwei unverzichtbare Qualitäten hinzufügen: ihre Persönlichkeit kraftvoll zu entfalten und ihr Instrument im Ensemble sprechen zu lassen.
Im Trainingslager
Sarina Zickgraf, selbst sagt im Interview mit Barbara Harnischfeger, sie habe im Kammermusikensemble gelernt auf die Partner zu hören, ihre Rolle zu erkennen, mal als Begleitende, mal als Melodieführerin. Sie habe verschiedene Stile der Interpretation kennen gelernt und wie man an die Erarbeitung eines Werkes herangehe. Und es sei für Musiker ein Luxus, eine ganze Woche unabgelenkt an einem Konzertprogramm zu arbeiten zu können, mit Partnern auf höchstem Niveau. Aufeinander hören müsse man auch im Orchester. Sarina Zickgraf ist gelegentlich als Aushilfe bei den Berliner Philharmonikern gefragt.
Wie Zartbitter-Schokolade
Angesprochen auf ihr Instrument, die oft als schwerfällig verhöhnte Bratsche, sagte Sarina Zickgraf, sie liebe dieses Instrument, weil es einen Ton habe wie Zartbitter-Schokolade. Die Saiten seien dicker als bei der Geige und sie brauche mehr Kraft für die Klangproduktion. Aber man könne auf der Bratsche auch virtuos spielen. Und das bewies sie im Konzert bei drei romantischen Stücken von Komponisten, die um 1900 original für Viola geschrieben haben. Das Publikum war beeindruckt von schnellen Läufen und berührt von den vielen gesanglichen Passagen. Die samtene und gleichzeitig emotional intensive Tongebung von Sabrina Zickgraf bezauberte die Zuhörer. Wieder einmal ist bei einem Villa Musica-Konzert der elektrisierende Funke von der Bühne in den Saal übergesprungen.