Solo auf dem Kontrabass

Alexander Edelmann: Ganz innig mit seinem Riesenbaby

Ein hinreißendes Konzert auf dem Kontrabass – nur mit Klavierbegleitung – gab exklusiv für die am 13. April 2019 in Trier versammelten FREUNDE der Villa Musica der Amerikaner Alexander Edelmann, bis 2018 Stipendiat der Landesstiftung Rheinland-Pfalz. Er bedankte sich damit für die Unterstützung von 5000 Euro bei der Anschaffung eines eigenen Instrumentes. Eigens für die FREUNDE hat er das Soloprogramm einstudiert.

Alexander Edelmann spielt derzeit mit Zeitvertrag als Erster Solo-Kontrabassist beim Royal Danish Orchestra an der Oper in Kopenhagen. 13 Stunden Zugfahrt und sechs mal Umsteigen von Kopenhagen nach Engers hatte er am Vortag seines Auftrittes in Trier bewältigt – mit seinem Kontrabass auf dem Behindertenplatz. „Bahnschaffner sind meine besten Freunde“, witzelt er – so müsse er für den Bass kein eigenes Ticket kaufen.

Gekostet hat der Kontrabass 45 000 Dollar, also 40 000 Euro, verrät Alexander Edelmann im Gespräch. Er sei genauso gut wie der historische Fendt-Kontrabass aus der Landessammlung Rheinland-Pfalz, den er als Stipendiat spielen durfte. Der Klang dieses alten Instrumentes sei ihm aber Maßstab gewesen, als er bei dem preisgekrönten amerikanischen Geigenbauer Christopher Savino in New Mexico seinen eigenen Kontrabass aussuchte.

Alexander Edelmann ist verliebt in sein Instrument, das kann man spüren. Er präsentiert es stolz und er spielt es in halsbrecherischen Lagen wie ein Dompteur: Originalkompositionen von Nino Rota, von Hindemith und eine Opernparaphrase von Bottesini über eine Cabaletta von Bellini. Es ist erstaunlich in welch hohe Lage Alexander Edelmann die Finger treibt. Volles Risiko - und entsprechend gelingt der „dreifache Rittberger“ in punkto Tonreinheit nicht immer. Ein bisschen Zirkusnummer auch. Umso besser gelingt das Singen in mittlerer Lage: Schmelz wie auf einem Cello. Das Instrument hat wirklich wunderbare Farben und Alexander Edelmann bringt sie zur Entfaltung. Als Begleiter hat er den Pianisten Kristoffer Nyholm Hyldig mitgebracht.

Barbara Harnischfeger konfrontiert Alexander Edelmann mit Zitaten aus Patrick Süßkinds Theaterstück „Der Kontrabass“.  Darin heißt es: „Er ist das Scheußlichste, plumpeste, uneleganteste Instrument, das je erfunden wurde. Ich würde ihn am Liebsten zerschmeißen, zersägen, zerhacken und in einem Holzvergaserwagen verfahren. Dass ich ihn liebe, kann ich wirklich nicht sagen. Er ist auch ekelhaft zu spielen. Für drei Halbtöne brauchen Sie die ganze Handspanne. Für drei Halbtöne. Es ist reiner Kraftsport.“ Das sagt bei Patrick Süßkind ein frustrierter Kontrabassspieler in einem Staatsorchester. „Und d a s wollen Sie werden“, fragt Barbara Harnischfeger. Die Antwort aus voller Brust: „Ja. Es macht so viel Spaß in einer Kontrabassgruppe zu spielen, selbst wenn es oft nur Schrumm, Schrumm ist“. Wenn die Bässe als Fundament nicht wären, käme das ganze Orchester aus dem Takt ?, wirft Barbara Harnischfeger ein. „Ja, ich bin der Wichtigste“, schmunzelt Alexander Edelmann.

Schon mit 13 habe er Kontrabassspieler im Orchester werden wollen. Deshalb sei er nach Deutschland gekommen, zum Studium nach Berlin. Hier gebe es schließlich fünf Spitzenorchester, in München drei, und Philharmonien in vielen anderen Städten. In die USA zurückgehen? Nein, niemals.

Und was hat ihm die Villa Musica gebracht?

„Es war neben dem Studium der wichtigste Teil meines Lebens“, sagt Alexander. Er habe ja keine Kontakte in Deutschland gehabt, habe nie in einem Jugendorchester gespielt. Bei der Villa Musica habe er Freunde gewonnen und natürlich auch wertvolle Kontakte zu großen Musikern bekommen, von denen gelernt. Der Geiger Augustin Dumay hat ihn sogar mit nach St. Tropez genommen, um, na was wohl, um Schuberts Forellenquintett zu spielen. 25 mal habe er das Werk nun schon aufgeführt in Kammerkonzerten. Aber wie gesagt, das Ziel ist eine feste Orchesterstelle.

Wir wünschen Alexander viel Glück. Das Können hat er.