Der Flügel ist eine Persönlichkeit

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Kalle Randalu – Recital auf dem neuen Steinway

 

„Dunkel, sanft, aber kraftvoll, mit unglaublichem Bassregister“ so beschreibt der Pianist Kalle Randalu den neuen Steinway, den er und Dr. Karl Böhmer von der Villa Musica für den Diana-Saal in Schloss Engers ausgesucht haben. Im Interview erzählen beide den FREUNDEN der Villa Musica, wie sie bei Steinway in Hamburg vorgegangen sind, um das Instrument auszuwählen – einen D-Flügel, den Rolls Royce unter den Steinways. Die FREUNDE hatten sich ebenso wie die Sparkasse Neuwied und die Kulturstiftung Rheinland-Pfalz an der Finanzierung beteiligt und erhielten am 1. Mai  2009 ein Dankeschön-Konzert.

Ein reiner Klavierabend in Schloss Engers – etwas Neues bei der Villa Musica, deren Markenzeichen es eigentlich ist, die Kunst des Zusammenspiels im Kammermusikensemble zu trainieren. Aber es war ja auch ein besonderes Ereignis: die Vorstellung des 115 000 Euro teuren D-Flügels. Besonders die Rundfunkaufnahmen, die in SWR2 regelmäßig aus Schloss Engers gesendet werden, ließen diese Anschaffung notwendig erscheinen. Das alte Instrument brachte nicht die Brillianz, die professionellen Standards entspricht, so die Fachleute.

Ist ein D-Flügel nicht zu groß für den kleinen Diana-Saal, so fragten sich die FREUNDE im Vorfeld des Konzertes. Kalle Randalu sagte es treffend: dieses Instrument mit seinem Klang sprengt den Saal nicht, sondern es füllt ihn. Richtig: Selbst als Zuhörer in der ersten Reihe empfindet man ein dramatisches Fortissimo bei Schubert klanglich beeindruckend, aber nicht überdimensioniert – zumindest so wie es der Pianist Randalu anschlägt. Schubert, der sich über das „vermaledeyte Hacken  selbst ausgezeichneter Clavierspieler“ ärgerte und über Formen rein äußerlicher Virtuosität im anbrechenden Salonzeitalter – wie Karl Böhmer im Programmheft schreibt - hätte in Kalle Randalu sein Ideal eines uneitlen und feinsinnigen  Pianisten gefunden.

Franz Schuberts monumentale Sonate in G-Dur mit ihren vollen Akkorden und dem weichen Singen im sehr gemäßigten Tempo im ersten Satz  hatte Randalu in Hamburg bei Steinway gespielt, um ein Instrument mit satter, runder Mittellage herauszufinden, und diese Sonate spielte er auch im Konzert für die FREUNDE. Es war wie eine Feierstunde.

Unglaublich zart in den hohen Lagen die hellen Glockentöne im Klavierstück des 1981 gestorbenen estnischen Komponisten Lepo Sumera. Bei diesem Stück seines Landsmannes und Freundes erreichte Kalle Randalu das sanfteste Pianissimo das man sich denken kann.

Robert Schumanns Humoresken waren geeignet, die gesamte Klangfülle des neuen Instruments auszureizen.

Die FREUNDE fühlten sich reich beschenkt durch das Konzert des Villa Musica-Dozenten Kalle Randalu, der als Solist an Konzertstätten wie dem Münchner Herkulessaal, dem Wiener Konzerthaus und der Leningrader Philharmonie bestehen kann. Wie fühlte er sich an diesem Soloabend in Schloss Engers, wo er sonst im Ensemble Villa Musica sich einordnen muss oder in Stipendiatenensembles das Zusammenklingen fördern muss? „Im Ensemble muss man mit anderen kommunizieren und auf den Klang der anderen hören. Bei einem Soloabend ist man alleine und begegnet dem Werk, Gott, dem Publikum ganz anders – es ist eine Herausforderung“, sagt Randalu im Interview mit der Freundeskreis-Vorsitzenden Barbara Harnischfeger im Anschluss an das Konzert.

Frage an Dr. Karl Böhmer: Warum musste es ein Steinway sein für Schloss Engers? Antwort: Weil alle großen Pianisten auf Steinway spielen und mit den Eigenschaften dieses Flügels vertraut sind. Die besondere Eigenschaft sei die Brillanz. Kalle Randalu fügt an: Die neusten Steinways seien aber oft laut und knallhart. Das bringe leichtes Spiel bei Prokofiev in einem 2000 Zuhörer großen Saal, sei aber nichts für Engers. Das ausgewählte Instrument ist von sechs Flügeln, die für die Villa Musica bei Steinway in Hamburg vorbereitet waren, das siebte gewesen. SWR2-Musikredakteur Peter Stieber ist  traumwandlerisch darauf zugesteuert, berichtet Karl Böhmer, und Kalle Randalu hat es zum Klingen gebracht: dunkel, sanft, mit runder Mittellage und einem perfekten Bassregister: „Auch wenn man schnell Polyphones spielt, hört man deutlich alles, sagt Randalu, und: „ Es ist ein Glück für die Villa Musica so einen Konzertflügel mit diesen Klangmöglichkeiten für diesen schönen Diana-Saal zu besitzen“.

Dank der FREUNDE an Kalle Randalu für diesen beglückenden 1. Mai in Schloss Engers.