Joachim Hofmann-Göttig verabschiedet sich von Villa Musica

„Macher, Motor und Schutzschild“

Joachim Hofmann-Göttig verabschiedet sich von Villa Musica

Spay am Rhein.

Er hat die Landesstiftung Villa Musica strukturell zu dem gemacht was sie heute ist - eine demokratisch organisierte Fördereinrichtung für die Elite des professionellen Musikernachwuchses und ein Konzertveranstalter erster Güte für ganz Rheinland-Pfalz: Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig. Beim 13. Jahrestreffen des Vereins „Freunde der Villa Musica“, verabschiedete sich der Staatssekretär als Vorstandsvorsitzender der Landesstiftung. 180 „Freunde“ gaben ihm stehend Beifall. Im Interview mit der Freundeskreisvorsitzenden Barbara Harnischfeger bezeichnete sich Hofmann-Göttig in Bezug auf die Villa Musica als Schutzschild, als politischer Macher und als Motor.

Als Hofmann-Göttig die Landesstiftung Villa Musica 1992 übernahm, war sie ein nebenamtliches Ein-Mann-Unternehmen und die Stipendiaten wurden von Professoren nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, sagte er. Hofmann-Göttig hat offene Ausschreibung und Probespiel vor einer Fachjury eingeführt, sodass statt Beziehungen allein die künstlerische Qualität zählt. Damit ist die Villa Musica

zu einer Eliteschmiede geworden, die inzwischen weit mehr als 1000 junge Instrumentalisten auf ihrem Weg in den Beruf als Musiker durchlaufen haben. Kern der Villa Musica-Förderung sind Kammermusik-Kurse in Besetzungen vom Klavier-Duo über Streichquartett bis hin zum Bläseroktett. Während einer Kurswoche, in der hochkarätigen Dozenten mit den Stipendiaten gemeinsam Pult an Pult sitzen, wird Konzertliteratur erarbeitet und anschließend an 33 Orten in ganz Rheinland-Pfalz aufgeführt, unter anderem in der Reihe „Musik in Burgen und Schlössern“. Sie ist eine Erfindung Hofmann-Göttigs und hat ausverkaufte Konzerte.

Die finanzielle Arbeitsgrundlage sicherte Hofmann-Göttig der Villa Musica als er 1994 den Ministerpräsidenten Rudolf Scharping dazu brachte, Geld aus dem Verkauf der Landesbank in eine Stiftung Villa Musica zu stecken. Das erst ermöglichte den beständigen Kursbetrieb, in dessen Genuss jährlich zirka 100 Stipendiaten kommen.

Ein weiterer Meilenstein im politisch Kämpfen und geschickt Managen für die Villa Musica ist die Einrichtung von Schloss Engers als Akademie für die Kammermusik und als wichtige Konzertstätte seit 1995. Die Idee bestand. Hofmann-Göttig hat sie realisiert. Durch sein administratives Können, seine Tatkraft und seine politische Durchsetzungsfähigkeit wurde das einzig erhaltene Barockschloss zwischen Brühl und Würzburg zum Musikzentrum in Rheinland-Pfalz.

Die musikalische Eliteförderung, die Villa Musica hier betreibt, erfährt in Fachkreisen deutschlandweit Anerkennung. Stipendiaten der Villa Musica spielen heute in bedeutenden Orchestern, haben als Solisten Karriere gemacht oder sind Hochschullehrer. Die Dozenten der Villa Musica sind Meister der Instrumentalmusik und als „Ensemble Villa Musica“ erfahren sie selbst höchste Anerkennung der Kritik bei Konzerten und Schallplatteneinspielungen. Die Konzerte, in denen die Dozenten zusammen mit den Stipendiaten spielen, zählen zum Elektrisierendsten was es auf dem Gebiet der Kammermusik gibt. Die Mischung von jugendlichem Feuer und erfahrener Meisterschaft übt auf das Publikum eine unvergleichliche Faszination aus.

Das Publikum der Villa Musica wird durch den Verein „Freunde der Villa Musica“ repräsentiert. Hofmann-Göttig hat den Freundeskreis Ende 1997 gegründet: „Sie sind wichtig, um die Villa Musica in der Bevölkerung zu verankern. Und mit 650 Mitgliedern sind sie ein richtig mächtiger Kreis geworden, der zeigt, dass Qualität  nicht nur von einigen Wenigen geschätzt wird,“ so der Initiator.

Die größte Breitenwirkung erzielt Villa Musica jährlich beim Tag der Offenen Tür in Mainz, den Hofmann-Göttig eingeführt hat. Im räumlichen Umfeld der Geschäftsstelle und des Gästehauses der Landesregierung „Auf der Bastei“ spielen den ganzen Tag junge Musiker unter freiem Himmel und ziehen sogar Familien mit Kindern an. Vergangenes Jahr kamen mehr als 4000 gezählte Besucher. 2010 ist Termin der 25. Juli . Auch die „Freunde der Villa Musica“ werden wieder dabei sein.

Dem Vorstandsvorsitzenden der Villa Musica, schenkten die „Freunde“ zum Abschied die Aufführung eines Tangos für Klavier, das ihm der Komponist Volker David Kirchner gewidmet hat. Toomas Vana, Student der Musikhochschule Karlsruhe und Schüler von Kalle Randalu, brachte das Werk zum Klingen. Freundeskreisvorsitzende Barbara Harnischfeger überreichte Hofmann-Göttig ein Faksimilé der Notenhandschrift.