25 Jahre Villa Musica im Bergbaustädtchen Herdorf

Weltstars zeigen den Stipendiaten andere Stile   -   Notos-Quartett exklus für die FREUNDE   -   Zu den Fotogalerien

FREUNDE danken Erni Schlosser beim Jahrestreffen 2014

Erni Schlosser mit seinem Hüttenhaus in Herdorf. Diesen treuen Konzertveranstalter  müssen wir mal besuchen, heißt es seit Langem, wenn das Jahrestreffen der FREUNDE zu planen ist. Zu weit, das liegt ja im nördlichsten Zipfel des Landes, lauteten die Bedenken - da kommen die Mainzer nicht und die Pfälzer schon gar nicht hin. 2014 musste es sein. Denn die Villa Musica-Konzerte im Bergbau-Städtchen Herdorf an der Landesgrenze zu NRW und Hessen haben Jubiläum, sind fast so alt wie die Villa Musica selbst: 25 Jahre.

Und die 83 FREUNDE, die sich am Sonntag, 4. Mai 2014 auf den Weg durch den  Westerwald machten, haben es nicht bereut, waren überrascht und angetan von dem Erlebnis der reinen 50er Jahre-Architektur des Hüttenhauses, von den Einblicken in die Welt der Bergleute beim Museumsbesuch. Die Ausflügler loben anschließend die spritzige und informative Mitgliederversammlung und sind begeistert  vom Notos Quartett, das sein Dankeschön-Konzert für erlebte und bevorstehende Förderung durch die FREUNDE gab. Einige Freunde waren schon am Samstag angereist und hatten am Vorabend des Jahrestreffens das reguläre Villa Musica-Konzert „Bläsergipfel“ mit Massimo Mercelli erlebt und zusätzlich genossen.

Der Bürgermeister von Herdorf, Uwe Erner, begrüßte am Sonntag morgen die FREUNDE und bedankte sich bei der Villa Musica, dass sie seit 25 Jahren erstklassige Künstler in das 7000 Einwohner kleine Städtchen bringt. Und er dankte Erni Schlosser für seine ehrenamtliche Arbeit als Vorsitzender im „Kreis der Kulturfreunde Herdorf e.V.“. Nachfolger ist Norbert Buschmann. Er, sein Schatzmeister Christof Ermert  und Erni Schlosser waren für die FREUNDE der Villa Musica perfekte Gastgeber. Unter den FREUNDEN der Villa Musica war auch Kurt Karst, der als Geschäftsführer der Landesstiftung Villa Musica die Kooperation mit dem Kulturkreis Herdorf geschlossen hatte – nachdem die Akustik des Hüttenhauses geprüft worden war, wie Erni Schlosser  zum Besten gab. Plakate aus 25 Jahren – auch das vom ersten Konzert am 20. November 1989 konnte der engagierte Konzertreiheninitiator Schlosser, der im Hauptberuf zunächst Elektriker in der Friedrich-Hütte, dann Lehrer und Konrektor war, präsentieren.

 

Das Hüttenhaus – Tütenlampen statt Kronleuchter

Das Hüttenhaus ist ein Juwel der Industriegeschichte und der Kulturgeschichte des Siegerlandes. Die 50er Jahre Innenarchitektur ist original erhalten: Tütenlampen ranken sich hoch zu einer Loge, in der die Direktoren den Blick auf Bühne und Publikum hatten. Alles ist holzvertäfelt – französisch Nußbaum. Und Nußbaum musste dann auch der Flügel sein, erzählt Erni Schlosser. Also wurde bei Steinway ein Flügel in Auftrag gegeben und in Herdorf steht nun der einzige Steinway B-Flügel, der nicht schwarz lackiert ist. Erhalten ist auch noch die Hydraulik, mit der die Vorbühne abgesenkt werden kann, erhalten sind die Künstlergarderoben mit den Spiegeltischen samt Lämpchen.

Im Zuschauerraum verloren sich die Freunde der Villa Musica ein bisschen, denn der ist für 400 Besucher ausgerichtet – ansteigende Reihen mit einer Art Kinositzen.

Im Treppenhaus ein Buntglas-Fenster wie in einer Kirche und im Foyer eine Madonna.

Erni Schlosser hat das Hüttenhaus von Jugend an erlebt und mit ausgebaut, erzählt er. Es war gedacht als Kultur-, Sozial- und Bildungseinrichtung für die Belegschaft der Friedrichhütte, die in drei Hochöfen aus den im Bergbau geförderten Steinen Eisenerz schmolz. Nach amerikanischem Vorbild hätten die Chefs der Hütte erkannt – Zitat –, dass die gesamtmenschliche Entfaltung der Gesunderhaltung und damit auch der Arbeitskraft dient. „Es ist nicht die Technik allein, die unser Werksgeschehen bestimmt. Darüber hinaus ist die Werksleitung bestrebt, dem dualen Wesen des Menschen entsprechend auch ein kulturelles Programm von hohem Niveau zu vermitteln“, so das Zitat von 1954. Als die Friedrichhütte 1965 schloss, gründete sich eine Theatergemeinde, die Tourneetheater nach Herdorf holte. 1983 gründete Erni Schlosser einen neuen Verein und kümmerte sich um Musik.  Seit 1989 gab es 82 Konzerte der Villa Musica im Hüttenhaus in Herdorf.

Wie das Eisen aus dem Berg geholt wurde

Wie die Arbeitswelt der Bergleute unter Tage aussah, das konnten die Freunde der Villa Musica im Bergbaumuseum in Herdorf-Sassenroth nachvollziehen. Dort sind unterirdische Stollengänge in ihrer Enge nachgebildet und ist die Abbautechnik verschiedener Zeiten, zu anhand von Werkzeugen und Bildern zu sehen. Museumsleiter Achim Heinz kannte noch alte Bergleute - 1965 wurde die letzte Eisenerzgrube geschlossen- und er erzählte anschaulich von der harten Arbeit, von Staublunge und davon dass Tote auf dem heimischen Küchentisch obduziert wurden, um der Versicherung nachzuweisen, dass der Mann infolge Staublunge gestorben ist. Heinz berichtete auch von Bergmanns-Tod in der sogenannten Rolle, ein Rohr, durch das Gestein  von einer Sohle zur anderen geschüttet wurde, in der die Loren zum Abtransport standen. Einmal habe eine Museumsbesucherin eine solche Rolle unbedingt sehen wollen – ihr Mann war darin umgekommen, weil er, als die Steine klemmten,gegen Sonderzahlung eine Dynamitladung anbringen wollte, die Steine aber von selbst wieder ans Rutschen kamen und er noch nicht wieder draußen war. Früher Tod war der Preis für den gewissen Wohlstand, den der Erzbergbau den Menschen im Siegerland brachte.