Mit Aris Quartett in der "Kleinen Residenz"

Gute Förderbilanz beim Jahrestreffen 2017

Kirchheimbolanden ist ein neuer Konzertort der Villa Musica. Genannt wird der Ort „Die Kleine Residenz“. Fürstin Caroline von Oranien-Weilburg hat das 1773 von ihrem Schwiegervater gebaute Jagdschloss zum Musenhof gemacht. Mozart kam 1778 von Mannheim rüber und spielte auf der Orgel der Hofkirche in Kirchheimbolanden zum Geburtstag der Fürstin, verbrachte hier auch seinen eigenen, den 22. Geburtstag. So in etwa hatte Prof. Dr. Karl Böhmer dem Vorstand des Freundeskreises erzählt und dazu animiert, das Jahrestreffen 2017 in Kirchheimbolanden zu veranstalten. Böhmer verwies auch gleich auf Dr. Lydia Thorn-Wickert, die Kulturagentin, die sich in Kirchheimbolanden niedergelassen hat, um den verschütteten barocken Terrassengarten zu revitalisieren. Mit einem Vortrag dieser faszinierenden Frau, mit einer Stadtführung und mit einem Konzert des umwerfend guten Aris Quartetts wurde der 8. April 2017 zu einem Erlebnis für 101 Freundeskreismitglieder. Eine Teilnehmerin kommentierte nachträglich: „Wir fuhren bereichert nach Hause, auch froh darüber, dass wir wieder einmal mehr erfahren und kennengelernt haben in unserem Umfeld.“ Und eine andere Zuschrift lautet: „Unseren herzlichsten Dank für die Organisation des vergangenen Wochenendes. Es war wieder alles perfekt und mit viel Liebe zum Detail vorbereitet, wie immer. Die Stimmung war gut, das Quartett hat wunderbar gespielt, es war wieder eine Freude. Jetzt kennen wir also auch Kirchheim-Bolanden. Dort wären wir im Leben niemals hingekommen, wenn Sie diesen Ort nicht ausgegraben hätten.“

 

Vorankündigungen:

Kammermusikfest 2017 am 3. September 2017

Prof. Alexander Hülshoff, der Künstlerische Leiter der Villa Musica, schätzt den Freundeskreis und brachte ihm zur Mitgliederversammlung Neuigkeiten mit:
Die Villa Musica lässt den seit langem vermissten Tag der Offenen Tür in neuer Form aufleben, und zwar als Fest der Musik im Landesmuseum in Mainz. (Auf der Bastei war die Veranstaltung aus brandschutzrechtlichen Gründen, wegen eines fehlenden Fluchtweges, nicht mehr möglich.) Jetzt also: Landesmuseum Mainz mit Innenhof und zwar am3. September. Das wird auch der Start in die neue Konzert-Saison sein. Das Jahresprogramm 2017/18 soll im Juni veröffentlicht und den FREUNDEN zugeschickt werden.

 

Das geht die FREUNDE besonders an

Konzerte aus dem neuen Jahresprogramm, die im Zusammenwirken mit den „Freunden der Villa Musica“ zustande kommen, legt die Vorsitzende den Mitgliedern ans Herz: die KARRIERE-Konzerte, in denen ein ehemaliger Stipendiat als Solist spielt und interviewt wird.

In der neuen Saison wird als ehemaliger Villa Musica-Stipendiat der arrivierte Cellist und Professor Julian Arp präsentiert

am 21. Oktober, 19 Uhr,  in der Synagoge in Ahrweiler.

Der Geiger Sergej Krylov, Stipendiat in den Anfangsjahren der Villa Musica in Neustadt und heute in den großen Konzertsälen präsent, wird von Barbara Harnischfeger porträtiert

am 25. Mai 2018, 20 Uhr, im Hüttenhaus in Herdorf/WW.

Die „Freunde“ finanzieren jährlich den Förderpreis der Villa Musica.

Der wird 2017 an einen Stipendiaten aus Koblenz vergeben, den Fagottisten Theo Plath.

Preisübergabe und Konzert sind am 25. November um 19 Uhr in Mainz.

Barbara Harnischfeger sagte, es sollte für die Freundeskreismitglieder Ehrensache sein, den Saal bei solch eigenen Veranstaltungen zu füllen und Bekannte mitzubringen, die bei solchen Gesprächskonzerten erfahren können, wie besonders nah die Förderer an den Künstlern sind. Die Konzertformate „Karrieren“ und „Förderpreisträger“ hat die Villa Musica dankenswerter Weise ins reguläre Jahresprogramm aufgenommen, damit der Freundeskreis sich öffentlich darstellen kann. Es sind auch in sofern Freundeskreiskonzerte als der Verein die Kosten übernimmt, die durch den Kartenverkauf nicht gedeckt sind. Beim Karrierekonzert mit dem renommierten Mandelring Quartett am 16. Oktober 2016 in Burg Namedy entstanden erfreulicherweise gar keine Kosten für den Verein, weil das Konzert mit 180 Besuchern restlos ausverkauft war. Das dafür bereit gehaltene Geld kann also in die Künstlerförderung fließen. (Artikel im Internet unter: Begegnungen)

 

Fazil Say 2018 erstmals in Engers

Der Künstlerische Leiter der Villa Musica kündigte für die Saison 2017/18 an, dass unter den eingeladenen Dozenten folgende Musiker sein werden: der den Rumänien-Reisenden bestens bekannte Bratscher Razvan Popovici, mit dessen Akademie beim SoNoRo-Festival in Bukarest eine Partnerschaft besteht. Von der Partnerschaft mit der Kammermusikakademie Novofest in Mittelböhmen kommt aus Prag der Cellist Tomas Yamnik. Der legendäre Geiger Pinchas Zukermann kommt wieder zur Villa Musica und erstmals der Pianist Fazil Say.

 

Pfingstfestival 2018 wird wieder exzellent

Als Exzellenz-Projekt steht die Zusammenarbeit von Villa Musica mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bevor. Der amerikanische Cellist Lyn Harrel wird im Mai 2018 als Solist mit dem Orchester spielen:  in Landau, Ludwigshafen und Mainz. Zeitgleich doziert Harrel bei der Villa Musica. Das Ergebnis ist beim Pfingstfestival in Schloss Engers zu hören. Da spielt neben Lyn Harrel und Stipendiaten dann übrigens der Dirigent der Staatsphilharmonie, Karl-Heinz Steffens, Klarinette.

 

In die Köpfe der Politiker

In diesem Zusammenhang sagte Prof. Hülshoff, sein Anliegen sei es, die Arbeit der Eliteförderung von Villa Musica und die exzellenten Künstler über den Kreis der eingeweihten Kammermusikfreunde hinaus sichtbar zu machen. Hülshoff wörtlich: „ Wir müssen die Villa Musica in die Köpfe der Politiker bekommen“. Denn die Villa Musica brauche ab 2019 einen Haushaltstitel im Landesetat. Das neue Schlagwort sei „virtuelle Verzinsung“, was heißt: durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank spart einerseits das Land Rheinland-Pfalz Geld beim Schuldendienst. Andererseits können Stiftungen wegen der niedrigen Zinsen und Renditen aus konservativen Geldanlagen kaum noch Ertrag aus dem Stiftungskapital für ihren Betrieb erwirtschaften. Also müsse der Staat, das Land Rheinland-Pfalz, den Fehlbetrag ausgleichen. Anders könne die Villa Musica in Zukunft ihre segensreiche Arbeit der Hochbegabtenförderung und der Versorgung des ganzen Landes mit erstklassigen Konzerten nicht mehr leisten.

 

Rechenschaft: Was die Freunde unterstützen

Schatzmeister Dr. Hermann-Josef Richard legte den Rechenschaftsbericht für das Jahr 2016 und den Wirtschaftsplan 2017 vor. Für ersteren gab es einstimmige Entlastung, der neue Wirtschaftsplan wurde einstimmig beschlossen:
In 2016 hatte der Verein „Freunde der Villa Musica e.V.“  22 700 Euro Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und erfreulicherweise 15 000 Euro an Spenden. In den Spenden ist der Überhang aus freiwillig erhöhten Mitgliedsbeiträgen enthalten.

Die Villa Musica konnte wieder in ihrem Kernauftrag „Kurs und Konzert“ unterstützt werden. Die FREUNDE haben das Honorar von vier Dozenten übernommen. Diese Dozenten trainierten jeweils eine Woche lang ein junges Ensemble, das sich nicht erst bei Villa Musica gefunden hat, sondern als feste Formation in die Akademie nach Engers kam. Vorstandsmitglied Cornelia Hofmann berichtete der Versammlung wie zum Beispiel das Aris Quartett punktgenaue Vorbereitung auf drei Wettbewerbe erhielt. Nach dem ersten Coaching gewann das Streichquartett den Joseph Joachim-Kammermusikwettbewerb, nach dem zweiten Coaching gelang der Einzug in die Endrunde beim Bordeaux-Wettbewerb und nach der dritten Trainingswoche, speziell auf den ARD Wettbewerb in München hin, errang das Aris Quartett den zweiten Preis in der Kategorie Streichquartett, den Publikumspreis und drei Sonderpreise.

Die „Freunde“ helfen der Landesstiftung Villa Musica außerdem wenn besondere Projekte anstehen, wie 2017 erstmals die Ausrichtung der „Hofmusik“ bei den „Schwetzinger Festspielen“ mit einer Kammerorchesterbesetzung aus Stipendiaten und ihrem Dozenten Werner Ehrhard als Dirigent. Prof. Hülshoff ist froh, dass die Villa Musica damit nicht nur in RLP sondern im gesamten Sendegebiet des SWR sichtbar und hörbar wird.

2017 wollen die „Freunde“ mit 6000 Euro dazu beitragen, dass barocke Geigenbögen angeschafft werden. Die sollen an die Stipendiaten ausgeliehen werden, wenn Werke in historischer Aufführungspraxis aufzuführen sind. Die Stipendiaten ziehen dann Darmsaiten auf ihr modernes Instrument auf, es fehlt Ihnen bisher aber der passende Bogen. Alfons Moritz erläuterte bei der Mitgliederversammlung wie wichtig der Bogen als „Tonabnehmer“ ist.

Neben der Förderung junger Musiker über den Umweg Villa Musica-Etat hilft der Freundeskreis jungen Künstlern aber wie all die Jahre auch weiterhin direkt, wenn er Anfragen erhält. So wurde die Pianistin Luisa Imorde bei der Produktion ihrer CD „Zirkustänze“ mit 3000 Euro gefördert, auf der sie Humoresken des gefragten Komponisten Jörg Widman mit Miniaturen von Robert Schumann mischt und zu einem dramaturgisch äußerst spannungsvollen neuen Hörerlebnis macht. Die CD wurde von der Fachkritik hoch gelobt. Luisa Imorde bedankte sich bei den „Freunden“ mit einem hinreißenden Konzert am 5. Februar 2017. (Im Internet-Menü unter: Freundeskreiskonzerte)

Der Geiger Niklas Liepe erhielt 4000 Euro für sein Projekt „Paganini“. Er spielte die Capricen, die eigentlich für Violine solo geschrieben sind, mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern auf CD ein. Einige Orchesterfassungen gibt es historisch, für neue Fassungen gab Niklas Liepe den Kompositionsauftrag. Das Ergebnis konnten die „Freunde“ am 8. Januar 2017 in der Rheingoldhalle in Mainz hören bei den „Mainzer Meisterkonzerten“. Deren Chef Michael Heintz gab den FREUNDEN Rabatt auf den Eintrittspreis, organisierte ein Treffen mit dem Künstler vor dem Konzert für die „Freunde der Villa Musica“ und so hörten sie von dem aufstrebenden Villa Musica-Stipendiaten wie er sich im Konzertleben positioniert und was es dazu braucht (Foto).

Die Unterstützung derjenigen Stipendiaten, die ein Leihinstrument aus der Landessammlung Rheinland-Pfalz spielen und versichern müssen ist mit 3000 Euro ein jährlich wiederkehrender Posten.

Über die Beteiligung unseres Fördervereins am Jubiläum „30 Jahre Villa Musica“ am 4. September 2016 finden Sie den Bericht im auf der Freundeskreis-Seite im Internet. Der Verein gab 6000 Euro, damit die Villa Musica ein festliches Konzert im Mainzer Schloss präsentieren konnte. Und die Freundeskreismitglieder zählten zu den VIPs.

Barbara Harnischfeger sagte in der Mitgliederversammlung in Kirchheimbolanden, das Wichtigste an der Jubiläumsveranstaltung sei gewesen, dass Ministerpräsidenten Malu Dreyer die Villa Musica als „Schatz“ bezeichnet habe, den es zu bewahren gelte. Der neue Kulturminister Konrad Wolf habe später bei der Förderpreisverleihung 2016 an Sarina Zickgraf am 11. November in Schloss Engers ebenfalls gesagt, er werde sich für die Villa Musica stark machen. Barbara Harnischfeger hatte ihn zur Einleitung seiner Rede darauf angesprochen und sie dokumentierte die Ministeraussage in einem Artikel für die Presse. „Was man schwarz auf weiß besitzt.......“

Die Politiker-Aussagen können also jederzeit in Erinnerung gerufen werden.

 

Vorstand wiedergewählt

Ganz schnell ging bei der Versammlung am 8. April 2017 in Kirchheimbolanden die Neuwahl des Vereinsvorstandes vonstatten. Auf Antrag aus dem Plenum heraus ließ Wahlleiter Klaus Pinkemeyer en bloc abstimmen und die bisherigen Vorstandsmitglieder erhielten bei eigener Enthaltung die Stimmen aller Anwesenden.

Alfons Moritz,Mainz – Zweiter Vorsitzender 
Cornelia Hofmann, Landau – Beigeordnete
Kai Link, Engers - Geschäftsführer, beratend
Barbara Harnischfeger, Koblenz – Erste Vorsitzende
Hermann-Josef Richard, Neuwied - Schatzmeister

 

 

 

 

 

 

654 Mitglieder

Der Verein „Freunde der Villa Musica e.V.“ hat derzeit 654 Mitglieder.
Alfons Moritz legte die Zahl der Abgänge und der Zugänge vor und resümierte, dass sich bei einer Fluktuation von ca. 20 Beides die Waage hält. Barbara Harnischfeger ergänzte, bis zum Jubiläum im November solle doch jedes Mitglied noch einmal verstärkt in die Mitgliederwerbung gehen.

 

Die Mozart-Orgel

Mozart-Orgel wird das Instrument in der ehemaligen Hofkirche, der heutigen Paulskirche, genannt. Es ist ein Instrument der Orgelbaufamilie Stumm. Bezirkskantor Martin Reitzig führte die 38 Register vor, darunter ist ein Glockenspiel, das bei Mozarts „Alla Turka“ ganz reizend klang. Charakteristisch für die Stumm-Orgeln sind die warmen, singenden, leicht streichenden Prinzipal-Pfeifen. Die Flötenregister lassen Barockmusik so einzigartig klingen. Allerdings sei die Orgel so ausgelegt, dass auch Klassik und Mendelssohn hervorragend klingen. Das Orgelprospekt ist ungewöhnlicher Weise über dem Altar positioniert. Bis 1936 war die Orgel als mechanisches Instrument original erhalten, dann wurde es elektrifiziert. Und 1966 hat man die Orgel erweitert, entsprechend einen neuen Spieltisch eingesetzt. Die Manuale und das Pedal, auf denen Wolfgang Amadeus Mozart  1778 gespielt hat, sind aber Gottseidank erhalten und konnten in der Fürstenloge der Kirche voller Ehrfurcht angeschaut werden.

 

Kirchheimbolanden

Nach Orgel-Vorführung und Mittagessen in der ehemaligen Orangerie starteten die FREUNDE in drei Gruppen zur Stadtführung. Dabei kamen sie an dem Mozart-Brunnen von Prof. Eberhard Linke vorbei, einer Historiensäule mit Mozart on top. Prof. Linke ist Mitglied in unserem Verein und war erfreulicherweise auch anwesend.

Kirchheimbolanden hat noch ein gut erhaltenes Stück mittelalterliche Stadtmauer. Aber die Villa Musica-Besucher interessierten sich besonders für die Reste der im 18. Jahrhundert entstandenen Residenzbauten. Das Schloss ist leider nach der französischen Besatzungszeit 1807 abgerissen worden. Ein späterer Besitzer baute  nur den östlichen Flügel in annähernd ursprünglichem Stil wieder auf. Im Jahre 2003 entstand an Stelle des Schlosses eine Seniorenresidenz in der alten U-Form, aber als architektonisch wertloser Neubau. Immerhin sind wenigstens die Konturen des alten Schlosses als dreiflügelige Anlage nachempfunden.

 

 

Aus der Barockzeit gibt es noch ein Ballhaus, eine Haus für Ballspiele, heute mit Wohnungen belegt. Wir gingen durch die Amtsstraße mit ihren ehemaligen Barockpalais und vorbei an den Kavaliershäusern der ehemals fürstlichen Residenz zurück zu unserem Tagungsort in der Orangerie, die zwar ein Neubau und Teil der Stadthalle ist, in ihrer Langform und mit den tief gezogenen Glasfenstern aber an die historische Orangerie erinnert.

Einen Hauch von Barock wiederherstellen

Zwischen Ballhaus und Schloss hat man 2013 die Etagen des barocken Terrassengartens wieder entdeckt. Das war die Zeit als Dr. Lydia Thorn-Wickert Feuer fing für Kirchheimbolanden. Die Kulturmanagerin zog aus Bonn hierher. Sie hat die Vision, die barocke Gartenanlage wieder herzustellen – aus städtischen Mitteln in der Hauptsache, aber auch aus Projektgeldern, die sie beschafft hat.

Stützmauern sind bereits wieder aufgebaut. Baumanlangen und Springbrunnen sollen folgen. Frau Thorn-Wickert, die bereits jetzt Musik und Bildende Kunst nach Kirchheimbolanden bringt, die ein Theaterprojekt mit Schülern und syrischen Flüchtlingen auf die Beine gestellt hat und die über das Know How, an Geld aus der Wirtschaft zu bekommen verfügt, stellt sich vor, aus Kirchheimbolanden das kulturelle

Zentrum der Nordpfalz zu machen. Thorn-Wickert ist eine ideenreiche und tatkräftige Frau, die von sich sagt: „Meine Stärke ist, dass ich mich vor meinen eigenen Visionen nicht fürchte“. Die Kunst wird sein, die Kirchheimbolandener mitzunehmen.

 

ARIS Quartett

Abschluss des Jahrestreffens 2017 war das Konzert des Aris Quartetts für die FREUNDE. Nach dem Streichquartett f-moll, op. 80 von Felix Mendelssohn und vor dem Beethoven-Streichquartett C-Du, op. 59/3 interviewte Barbara Harnischfeger die Künstler: Kennengelernt haben sie sich nicht bei Villa Musica, sondern viel früher, an der Musikhochschule in Frankfurt, wo sie schon vor dem Abitur studierten. Dort hat sie ihr Professor für ein Kammermusikprojekt zusammengebracht. Das war 2009. Seitdem haben sie eine steile Karriere hingelegt, zählen inzwischen zu den markantesten Quartetten der jungen Generation mit weltweiten Engagements und Auftritten in den großen Konzerthäusern und bei den bedeutendsten Musikfestivals, so steht es auf ihrer Internetseite. Aber „man lernt nie aus“, sagt Cellist Lukas Sieber. „Kammermusik ist ein langwieriger Prozess, der auch viel mit Erfahrung zu tun hat. Und so sei das zielführende Training bei der Villa Musica auf die verschiedenen Wettbewerbe hin hoch wertvoll gewesen. Sieber wörtlich: „ Wir sind sehr dankbar, dass diese flexible Förderung zu einem Zeitpunkt, den wir bestimmt haben und mit Dozenten, die wir uns wünschten, möglich war. Diese Koryphäen wie Eberhard Feltz und Günter Pichler nach unserem Zeitplan bekommen zu haben, das ist wirklich ganz außergerwöhnlich“. Vermittelt hat es der Künstlerische Leiter der Villa Musica, Prof. Hülshoff. Die Dozentenhonorare bezahlte unser Freundeskreis.

 

Einstellen auf die Drucksituation

Was bringt so ein Wochentraining bei Villa Musica vor einem Wettbewerb, ist die Frage, was gibt es für den Dozenten zu sagen? Die Antwort von Lukas Sieber: „Pichler, der 40 Jahre auf höchstem Niveau im Alban Berg Quartett gespielt hat, weiß genau wie heikel die Drucksituation vor einem Wettbewerb ist und könne Tipps geben. Dabei sei es sehr gut, dass man bei Villa Musica nicht einfach vor sich hin probt, sondern am Ende der Probephase drei Konzerte zu spielen hat, quasi wie den Auftritt beim Wettbewerb.

Was hilft der Dozent? Er sage, zum Beispiel, wo man das Stück schärfen kann, wo der Klang noch nicht ausgewogen ist, wo eine Stimme, die gerade das Thema hat, noch nicht genug heraus kommt oder wo etwas noch nicht ganz sauber und zusammen ist.

 

Vier Freunde sollt Ihr sein

Das war die Überschrift eines Artikels in der Frankfurter Rundschau über das Aris Quartett. Dazu sagt der Bratscher Caspar Vinzens: „Wir sind Freunde und wir sind gerne zusammen, aber bei den Proben sind wir Kollegen.“ Und im Verhältnis unter Kollegen gehe es um Kritik, um offene Kritik, „das muss man lernen“. Man müsse lernen zu kritisieren, Kritik anzunehmen und man müsse klar sein, nicht verbrämen.Wenn sie nicht einer Meinung sind, probieren sie verschiedene Möglichkeiten der Interpretation aus. „ Wir merken doch relativ schnell, dass eine Variante am Überzeugendsten ist. Frage: Dokumentieren Sie die Übereinkunft? Caspar Vizens zeigt seine Noten – sie sind gespickt mit handschriftlichen Einzeichnungen. Es gebe auch kleine Bücher, um Problemstellungen aufzuschreiben und dann wenn auf Tournee wenig Zeit ist, zu wissen was geprobt werden muss.

Und wie steht es mit dem Geschäftsbetrieb Streichquartett? Geigerin Noémi Zipperling kümmert sich ums Marketing, um den Kontakt zu den Agenturen. Das Aris Quartett hat Konzertvertretungen in Deutschland, Österreich und in den Benelux-Ländern. Primaria Anna Katharina Wildermuth ist die Frau der Zahlen. Was hat sie mit den 60 000 Euro gemacht, die aus dem Preis der Ponto Stiftung resultierten? „Sie glauben gar nicht, was bei einem jungen Ensemble an Kosten anfällt, um sich bekannt zu machen“, sagt sie. Allein die Internetseite aufzubauen und zu pflegen, das Produzieren von CDs als Visitenkarte schlucke einen großen Betrag.

 

Ohne Förderung keine Kunst

Nach einer Konzertzugabe mit dem Schlusssatz des amerikanischen Streichquartetts von Antonin Dvorak ergreift Lukus Sieber noch einmal das Wort und sagt den Freunden der Villa Musica: „Es wäre nicht möglich, die persönliche Leidenschaft zum Beruf zu machen, wenn es nicht die Förderung gäbe. Kunst hat immer Förderung gebraucht. Danke, dass Sie dazu beitragen, dass Sie Stipendiaten helfen und dass die Kultur in unserem Land so wunderbar getragen wird.“

Ein Feed back hat unser Mitglied Bernhard Schoppmann den Musikern ins Facebook-Profil geschrieben:

"Besser konnte die 20. Hauptversammlung der Freunde der Villa Musica musikalisch nicht umrahmt werden. Schon beim ersten Takt des Mendelssohn- Streichquartetts Opus 80 habe ich begriffen warum diese begabten Musiker soviel Preise und Auszeichnungen so schnell bekommen haben. Da vereinten sich Kraft und Eleganz mit Gefühl und Präzision zur Kammermusik vom Feinsten. Da funkelten vier Juwelen der Musik und bildeten einen Ring mit mindestens 20 Karat. So ein Niveau ist nur zu erreichen wenn sehr hart gearbeitet wird und wenn man sich dabei gut versteht. Die sehr gute Akustik in der Orangerie in Kirchheimbolanden und diese Juwelen haben dazu beigetragen, dass die Musik rüberkam und unsere Herzen erwärmte. Auch bei dem Streichquartett von Beethoven Opus 59/3 setze sich die Begeisterung für dieses Musikerlebnis fort. Dvoraks Amerikanisches Quartett als Zugabe hat den Beifall noch verstärkt. Danke für dieses besondere Musikerlebnis. Wir werden wohl in Zukunft genau aufpassen müssen um ein neues Konzert dieses Quartetts nicht zu verpassen."