Freunde erleben die Tricks der 'Mannheimer Schule'

Rakete, Walze und Pauke waren die Sensation
FREUNDE der Villa Musica im Reich des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz

           zur Fotogalerie

Ein schneller aufsteigender Lauf in der Melodiestimme, ein Anwachsen der Lautstärke über mehrere Takte hinweg, der gemeinsame Bogenstrich, das exakte gemeinsame Einsetzen wie ein Paukenschlag, das sind Energie spendende Orchestereffekte, die als „Mannheimer Manieren“ bezeichnet werden, weil sie erstmals eingesetzt wurden von den Komponisten aus der Hofkapelle des Kurfürsten Carl Theodor, der in Mannheim ab 1742 die Kurpfalz regierte. Für Zeitgenossen war das, was Haydn, Mozart und Beethoven übernommen haben und was uns heute im Sinfoniekonzert als selbstverständlich erscheint, eine Sensation. Die Disziplin wurde bestaunt – das Orchester, „eine Armee von Generälen“. Während des Sommers spielte das Mannheimer Orchester in Schwetzingen, dem Lustschloss von Kurfürst Carl Theodor. Und dort bei den „Schwetzinger Festspielen“ des SWR konzertierte am 14. Mai 2017 eine Camerata der Villa Musica unter dem Dirigenten Werner Erhardt mit Werken der Vorklassik, der „Mannheimer Schule“. Es war die erstmalige Beteiligung von Villa Musica bei den Schwetzinger Festspielen. 32 Freunde wollten dabei sein im Rokoko-Theater von Schwetzingen. Das Konzert nahmen sie als Anlass für eine Drei-Tage-Reise in die Kurpfalz, von Schwetzingen nach Heidelberg, dann Mannheim, zurück über Kallstadt in der Pfalz nach Mainz und Engers. Reisekonzept, Organisation und Durchführung wie immer: Barbara Harnischfeger. Sie schreibt auch diesen Bericht.

Ideengeber für die Reiseroute und Tutor war wieder einmal Prof. Dr. Karl Böhmer. Warum auch Heidelberg im Plan? Ein bisschen Geschichtsunterricht auf der Anfahrt in die Kurpfalz: In Heidelberg residierte Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz, noch ein echter Herrscher des Barock, wie an der Allonge-Perücke zu sehen ist. (Karl Böhmer hat natürlich Anschauungsmaterial mitgebracht für seine Einstimmung auf der Busfahrt.) Weil die Heidelberger sich seinem Versuch der Re-Katholisierung widersetzten und weil er von der Abseitslage am Neckar weg an den Rhein wollte, verlegte Carl Philipp die Residenz nach Mannheim, entwickelte hier die barocke Quadratestadt und baute das Schloss. Carl hatte keine Kinder. Seine Enkelin Elisabeth Auguste aus Pfalz Neuburg musste einen Verwandten heiraten, der das Erbe antreten konnte, ihren Cousin Carl Theodor. Der war schon als 10jähriger von den Niederlanden nach Mannheim geholt und hier zum Kurfürsten erzogen, aber auch mit den schönen Künsten vertraut gemacht worden. Carl Theodor spielte Flöte und Cello. Mit den Musikern an seinem Hofe gab er sich gerne wie ein Privatmann, besonders des Sommers in Schwetzingen, wo kein strenges Hofzeremoniell herrschte. Die Konzerte fanden im heute noch erhaltenen Hoftheater statt.
P.s.: Carl Theodor war auch als Regent durchaus erfolgreich. Er herrschte vor seinem Tod 1799 über sieben Länder, von Belgien über Düsseldorf bis nach Bayern – ohne Krieg geführt zu haben. Friedrich der Große nannte ihn „das Glücksschwein“.

Legendäre Orchesterkultur

Mit dem Tschechen Johann Stamitz, hatte bereits der Vorgänger, Kurfürst Carl Philipp, einen der besten Geigenvirtuosen seiner Zeit engagiert: Das ganze Orchester in Mannheim mit seinen 22 Streichern bestand aus Virtuosen. Der Böhme Franz Xaver Richter, der italienische Geiger und Konzertmeister Carl Josef Toescchi - sie alle waren auch Komponisten. Und: sie bildeten sich ihren eigenen Nachwuchs heran - ganz im modernen Sinne auf nur einem Instrument.  Ihre  Kinder, Neffen, wurden unterrichtet und schon als 12jährige an hintere Pulte im Orchester gesetzt, rückten dann langsam nach vorne.  Die legendäre Orchesterkultur ist nicht zuletzt auf diese Kontinuität in der Ausbildung zurückzuführen, hören wir von Karl Böhmer. Und die Musiker, verwandt oder zumindest befreundet, waren perfekt aufeinander eingestimmt.

Orchestererzieher war nach Johann Stamitz sein Meisterschüler Christian Cannabich. Laut dem Zeitgenossen Schubart genügten bereits »sein Nicken des Kopfes« und ein »Zucken des Ellenbogens«, um eine vollendete Wiedergabe der Kompositionen zu gewährleisten. Das war für diese Zeit etwas Besonderes und es setzte Maßstäbe in der Orchesterführung, die für einen heutigen Dirigenten wie Werner Erhard allerdings selbstverständlich sind.

Grandioses Konzert

Das Konzert der Camerata Villa Musica bei den Schwetzinger Festspielen unter Erhards Leitung war ein besonderer Höhepunkt – übrigens im Vorfeld auch für den Manager der Kammermusikakademie, Kai Link. Für ein Projekt 25 Stipendiaten zusammen zu rufen ist eine Herausforderung. Und dann wurde auch noch einen Tag vor dem Konzert in Schloss Engers, das Schwetzingen voraus ging, die Flötistin krank. Die Rettung war der Soloflötist des Gürzenich-Orchesters, der Koreaner Sunghyun Cho. Er hatte noch nie auf einer Holzflöte gespielt, stellte sich aber für das Fötenkonzert von Carl Stamitz während der Nachmittagsprobe vor dem Konzert in Engers auf das Instrument ein. Was wir von ihm dann in Schwetzingen hörten war bravourös.

Und auch was das Stipendiatenensemble der Villa Musica unter der historisch erfahrenen Konzertmeisterin Andrea Keller und dem Spezialisten Werner Erhard mit den frühesten Konzert–Sinfonien anstellte, war die reine Freude: dynamisch, ausdrucksstark, belebt, so spielte die Camerata. Da war alles drin was den Zuhörer begeistert. Werner Erhard hat in einem Rundfunk-Interview gesagt:  „Diese Musik scheint für Studenten, die Paganini-Konzerte spielen können, leicht zu spielen zu sein. Aber wenn man es im Mannheimer Stil spielen will, braucht man eine andere virtuose Artikulation, um der Musik diesen ungewöhnlichen dramatischen und tänzerischen Ausdruck zu verleihen.“ Absolut gelungen. Das fand auch die SWR-Musikchefin Dorothea Enderle. SWR2 hat das Konzert live übertragen.

Und was macht man in Schwetzingen im Mai n a c h dem Konzert: Spargel essen – im ehemaligen „Lügebrückl“, dem heutigen „Delle Rose“. So gut hat mir noch kein Spargel geschmeckt, sagte mancher Reiseteilnehmer. Na, das macht natürlich auch die gute Stimmung und die Gemeinschaft.
Reisen mit den FREUNDEN der Villa Musica ist schließlich auch ein Erlebnis durch das Zusammensein von gleich Interessierten, mit denen man nicht nur Musik gut genießen kann.

Paradies auf Erden

Schwetzingen, da ist doch der Schlossgarten das Wichtigste, werden Leser des Artikels jetzt sagen. Klar, den Schlosspark haben wir am Nachmittag, vor dem Konzert, erkundet, mit unserem Führer, Herrn Bühler. Kurfürst Carl Theodor habe sich hier sein Arkadien anlegen lassen, nach Ovids Metamorphosen. In der Mitte des geometrisch angelegten Barockgartens der Brunnen mit der Versinnbildlichung der vier Elemente und der Arion-Figur. Arion ist der Sänger Apolls. Der Kurfürst sah sich als Apoll, als Gott des Lichtes.

Wegachsen, Sichtachsen - der Garten ist ein in die Natur gebautes Schloss, sagt unser Guide. Es gibt Korridore, Lamperien, die Bäume sind die Wandteppiche, drüber der Himmel, das schönste Deckengemälde. Und der Himmel zeigt ein dramatisches Wolkenspiel. Es regnet. Aber wie aus einem Gemälde. Die Lichtstimmung bei Regenpausen ist faszinierend. Wir schaffen es noch gemeinsam durch den Grotten-Gang zum Apollo-Tempel. Da brechen einige ab. Andere wollen noch zum „Ende der Welt“, einem Illusions-Gemälde, das Mannheim idealtypisch am Anfang der Zeiten darstellen soll. Immer wieder Überraschendes: durch die Fenster des Badhauses hindurch kann man dorthin gucken. Wir gehen durch einen Laubengang, unter einem Springbrunnen hindurch, der von oben kommt, bis ins Dunkle einer Grotte und sehen das mit Tageslicht beleuchtete Landschafts-Fresco. Mir gelingt es auch noch, zwischen Regenschauern ins Badhaus zu kommen. Architektur-Vorbild ist eine Palladio-Villa: Ovaler Saal in der Mitte, zwei Korridore abgehend, je zwei Zimmer, das Bad mit einer Marmorwanne, die 5000 Liter Wasser fasst – das wäre nicht aufzuheizen. Das Bad soll lau-warme Erfrischung an warmen Sommertagen geben. Das Badhaus war Refugium des Kurfürsten. Hier musizierte er im kleinen Kreis, hier traf er sich mit seiner Mätresse Maria Josepha, die ihm vier Kinder gebar. Er erkannte sie alle an. Ach, an der Mosché waren wir zuvor ja auch. Kein Gotteshaus für Muslime, sondern ein Sinnbild für die religiöse Toleranz und mit Inschriften zu Weisheit und Wissenschaft. Es ist die Zeit der Aufklärung.

 

Man muss wiederkommen. An einem Nachmittag ist der Schlosspark nicht zu erkunden. Es gibt ja auch noch den Teil des Englischen Gartens.  Der Englische Garten in München ist übrigens auch ein Werk Carl Theodors. Der musste 1778 nämlich nach München umziehen und sein Erbe Bayern antreten. Er nahm die Hofkapelle mit. Die glorreiche Zeit der Musik in Mannheim und Schwetzingen war damit vorbei.

Größtes Barockschloss in Deutschland

Mannheim, das Schloss. Man fährt so oft auf der Autobahn daran vorbei. Ist es noch einen Besuch wert, war die Frage, die sich mir bei der Reiseplanung stellte. „Da ist nichts mehr zu sehen, da ist nur die Universität drin“, meinten einige. Aber doch, es hat sich gelohnt, von Schwetzingen aus in Mannheim Halt zu machen und einen Eindruck von den Ausmaßen des kurpfälzischen Hofes zu bekommen. Das Schloss ist 440 Meter lang. Vom Land Baden-Württemberg wieder errichtet.

Der Mittelbau mit dem sogenannten Rittersaal und das Treppenhaus sind erhalten und restauriert. Nach 1996 wurde ein Teil der Belle Etage wieder hergerichtet, für die Unterbringung der „Mannheimer Teppiche“, die aus einem Privatnachlass gekauft werden konnten. 22 herrliche Gobelins, die einmal Marie Antoinette als Mitgift in ihre Ehe mit Ludwig XVI. gegeben wurden. Das Bildthema: Die Rache der Medea. Wie kann man einer 14jährigen Prinzessin so eine blutdrünstige Geschichte auf den Weg in die Ehe mitgeben, habe Goethe gesagt, als er die Teppiche in Straßburg sah, wo sie auf dem Brautweg Marie Antoinettes für die Bevölkerung ausgestellt waren. Solches erzählt unser Kurpfalz-Begleiter Dr. Christoph Bühler, ein ehemaliger Studienrat in Diensten der baden-württembergischen Schlösserverwaltung. Seine Frau, Heide Roth-Bühler, führt den anderen Teil unserer Gruppe.

Zur Musik am Mannheimer Hof:  Musik gab es jeden Tag, dazu zweimal in der Woche ein Galakonzert , Konzerte in der Hofkirche, Musik zur Vesper. Die Hofmusiker waren permanent im Einsatz – und wenn es nur in Kammermusikbesetzung zur Berieselung beim Kartenspiel war. Aber die Musiker wurden als Vollprofis auch gut bezahlt und selbst ihre Witwen und Waisen wurden versorgt.

Nicht erhalten ist die Mannheimer Hofoper, ein Haus mit sechs Logenrängen. Die Angaben über das Fassungsvermögen schwanken zwischen 2000 und 5000 Zuschauern. Der Bau des italienischen Architekten Alessandro Galli Bibiena aus Parma ging schon bei den Angriffen der Armee Ludwig des XIV. in Trümmer.

Mozart in Mannheim

Wieder hergestellt ist die Hofkirche im Schloss. Hier erlebte Wolfgang Amadeus Mozart am  4. November 1977 das Mannheimer Orchester, spielte die Orgel „aus spass, und .....so gugte alles um“, schrieb er dem Vater. Für Mozart ist Mannheim 1777, in das er mit seiner Mutter kommt, keine unbekannte Stadt mehr. Als sogenanntes Wunderkind war er 1763 gemeinsam mit Nannerl, seiner Schwester, in Schwetzingen aufgetreten und von Kurfürst Carl-Theodor herzlich empfangen worden. Viele Musiker kennen ihn noch aus dieser Zeit, was Mozart Anlass zur Hoffnung gibt, durch Empfehlung und Verweise auf sein geniales Können in Mannheim eine feste Anstellung zu bekommen. Der Wunsch blieb unerfüllt. Und noch dazu verlies der Kurfürst die Stadt an Silvester 1777/78 via München. Mozart blieb noch, umwarb die Sängerin Aloisia Weber, was dem Vater Leopold Mozart ein Dorn im Auge war. Er schickte den Sohn von Mannheim aus 1778 schleunigst nach Paris. Dort starb die Mutter am 3. Juli. Und Wolfgang heiratete später, als er die Webers in Wien wieder traf, die Schwester von Aloisia, Constanze Weber.

Wiederhergestellter Barock

Was hat es mit der heute sogenannten Hofkirche auf sich? Auch dort hat Mozart gelegentlich die Orgel gespielt. Der Begriff Große Hofkirche ist inoffiziell, es ist die Jesuitenkirche, 1760 fertiggestellt. Carl Theodor hätte sie gerne als große Hofkirche gehabt, sagt Dr. Bühler. Und die Kirche war auch mit dem Schloss baulich verbunden – heute verläuft da eine Straße. In der Vorhalle wurden 1906 die Statuen der Kurfürsten Carl Philipp und Carl Theodor aufgestellt. Der Hochaltar ist eine Wiederherstellung von 1997.

Wer suchet, der findet - aber wenig
 
Wenn man in Mannheim Spuren der kurfürstlichen Prachtzeit sucht, findet man nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges ansonsten nur noch die wieder hergestellte barocke Brunnenskulptur auf dem Paradeplatz. Sie kam 1743 auf den Sockel.
Geschaffen hatte sie der flämische Bildhauer Grupello bereits 1716 für Düsseldorf. Kurfürst Johann Wilhelm brachte sie 1738 nach Mannheim.Die Grupello-Pyramide stellt eine Allegorie des Triumphs fürstlicher Tugenden über die Laster dar. Im unteren Teil sind vier Flussgötter dargestellt. Sie symbolisieren Rhein, Donau, Neckar und Mosel.
Der Brunnen ist ein schöner Ort zum Verweilen auf unserem Gang durch die Einkaufsstadt Mannheim.
 
Im Ort der Brulljesmacher

Von Mannheim aus traten wir nachmittags die Heimreise durch die Pfalz nach Norden an – nicht ohne Einkehr bei Wein und Saumagen natürlich. Wo macht man da Halt? Umweg über Deidesheim, Bad Dürkheim, Weisenheim am Berg? Wer viel fragt bekommt viele Tipps und dann gilt es zu recherchieren, wo geöffnet ist, wo Platz ist für 30 Personen, wie die Speisekarte aussieht, wer die schönste Gaststube, den schönsten Garten hat. Und dann muss entschieden werden. In Kallstadt war mir das Weingut Henninger empfohlen worden. Aus Kallstadt stammen die Vorfahren von Donald Trump. Top, die Entscheidung steht. „Ach, Sie wollen zu den Brulljesmachern“, sagte Karl Böhmer. Er kennt sich also nicht nur mit Kunst- und Musikgeschichte aus, sondern weiß auch, wie die Kallstadter von ihren Nachbarn genannt werden: Angeber und Sprücheklopfer, Großmäuler. Der Begriff kommt vom französischen bruit = Lärm. Also Lärmmacher. Passt doch.

Bei „Henninger“ war es ruhig, wir hatten die Außenabteilung am Weinbergshang ganz für uns um 16 Uhr . Es gab Salat vom Schwartenmagen mit Radieschen-Vinaigrette, Tranchen und Bratwurst vom Saumagen an zweierlei Püree von Weinkraut und Kartoffel mit karamellisiertem Spitzkohl und als Nachtisch Beschwipstes Himbeersorbet in Henningers Trester. Alles köstlich, und ein passender Abschluss der Kurpfalz-Reise.

Halt, da war doch noch was: Heidelberg.

Auch da erinnere ich mich jetzt gerade ans Essen. Und auch für den Heidelberg-Tag das Restaurant auszusuchen war eine Sache, die sich über Wochen der Vorbereitung zog. Der mir von Freunden empfohlene private Heidelberg-Guide, ein Rechtsanwalt und Genießer, führte mich beim telefonischen Erstkontakt auf die Spur, wir sollten zum Abendessen nach Ladenburg fahren oder nach Schriesheim oder nach Weinheim, das seien hübsche ruhige Orte mit guten Restaurants. Also habe ich gegoogelt, was mir gefallen würde, habe mehrere  Lokale angefragt...... und konnte mich nicht entscheiden. Schließlich bin ich auf die „Backmulde“ in Heidelberg gekommen und das war ein Volltreffer. Wir konnten das elegante Restaurant im Herzen der Altstadt zu Fuß erreichen und haben vorzüglichst gegessen: Hummerrahmsüppchen als Vorspeise, dann Gebratenes Rinderfilet und Riesengarnele in Nebbiolo-Sauce ,Blattspinat und überbackene Kartoffeln  und Vanilleparfait im Baumkuchenmantel . Dazu gut ausgesuchte Weine.  Unerwartete Unterhaltungseinlage: es kamen zwei Handwerksburschen auf Wanderschaft herein. Ich habe sie natürlich gleich interviewt. Und aus der Reisekasse bekamen sie ihren Obulus.

Am Mittag hatten wir auf einer Terrasse im Heidelberger Schloss gediegen Maultaschen gegessen. „Backstube“ heisst die Gastronomie. Nicht zu glauben, welch schöne – und ruhige – Atmosphäre dort herrschte. Da denkt man immer, Heidelberg sei von Touristen überschwemmt. Es wirkte an einem Montag im Mai nicht überlaufen, auch die Innestadt nicht. Und Heidelberg hat uns durch das geschlossen erhaltene Bild barocker Straßenzüge wirklich beeindruckt. Dass Heidelberg im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde, liegt daran, dass die Amerikaner hier ihr Hauptquartier aufschlugen. Die Zerstörungen im Schloss sind älter.

Ich möchte hier keine Heidelberg-Führung wiedergeben. Dafür hat man heute das Internet. Nur so viel: das Schloss ist eine Ruine und der Tipp von Andreas Reimelt, wir sollten uns eine Führung durchs Innere, das die Preußen ein bißchen hergerichtet haben, ersparen, war richtig – ich hatte das bei einem privaten Besuch anlässlich des Heidelberger Frühlings im April überprüft. Aber der Blick aufs Schloss, der Blick vom Schloss auf die Stadt – das ist schon die Kulisse, vor der man Filme dreht und aus der heraus man Märchen und Musicals spinnt.

Heidelberg als Folie für die Empfindung der Romantiker wäre ein Thema. Wir waren auf einer Reise ins Barockzeitalter. Um den Bogen für diesen Bericht zu schließen: in Heidelberg residierten die Fürsten der Kurpfalz, bevor Carl Philipp seinen Sitz 1720 nach Mannheim verlegte und in Schwetzingen sein Lustschloss baute.

Schwetzingen – Heidelberg – Mannheim vom 14. bis 16. Mai, ein Eintauchen in die Musik am Hofe des Kurfürsten von der Pfalz, eine Reise von FREUNDE der Villa Musica 2017. Und während ich das schreibe, habe ich schon die Idee, wohin wir nächstes Jahr fahren. Aber das verrate ich noch nicht.