Roland T. schreibt

Nun einige Punkte zu unserer Reise - sicher ein unvergessliches Erlebnis:


Schon im Vorhinein hat wohl jeder daran gedacht, ob er die Reise auch „überleben“ wird - wie soll das gehen mit den Stäbchen. Ich habe auch eine Anleitung im Internet gelesen - aber eben alles nur Theorie.


In der Praxis vor Ort ging es dann sosolala. Aber wir übten fleißig - vor uns lag schließlich gleich in den ersten Tagen ein Bankett durch die „Chinesische Gesellschaft für die Freundschaft mit dem Ausland“ in Peking. An drei großen festlich gedeckten Rundtischen mit den obligatorischen „Drehscheiben“ sollte jeder sein Gesellenstück abliefern.


Der mittlere Tisch - an dem auch ich saß - war schon bei Beginn des Essens fein „raus“ - saß an unserem Tisch doch ein „Offizieller“, der als erstes einmal zu den auch ausgelegten „normalen Bestecken“ griff. Dies war sehr hilfreich.


Vom Fahrrad- und Mopedverkehr hatten wir vorher auch schon viel gehört - und dies war auch so. Hinzugekommen ist vermutlich in den letzten 15 Jahren noch eine rasante Autoentwicklung. Was mich bereits in Peking sehr erstaunte, war eine durchgängige Fahrrad- und Mopedelektrifizierung, d.h. bei Mopeds fast 99% und auch sehr viele Fahrräder hatten Batteriebetrieb.


Dies wurde noch durch Schilderungen von Leuten, die früher schon in China waren, bestärkt und die vom katastrophalen Mopedverkehr mit dementsprechendem Gestank sprachen. Es muss also in den letzten 10 Jahren ein gigantisches staatliches Programm gegeben haben, denn es war nicht nur in Peking (wegen der Olympiade) festzustellen.


Unsere Hotels waren sehr gut gewählt und die Ausstattung im Hotel in Peking wirklich hervorragend - wenn auch die Rezeption nicht unbedingt die Spitze war.


Peking unterschied sich auch stark von den anderen Orten (wir waren natürlich nur an vier), weil es eine riesige Wohnstadt ist. Der absolute innere Kreis ist der Teil der Sehenswürdigkeiten (wie ein riesiges Freiluftmuseum). Anschließend folgen heute vier große Autobahnkreise, die die Ausbreitung der Wohngebiete beschreiben, d.h. die riesige Einwohnerzahl umgibt das Zentrum mit riesigen Wohnblocks in 4 konzentrischen Kreisen. Ob der Regierungsapparat soviel Dienstleistung erzeugt? - denn wir haben außerhalb Einiges an Industrie gesehen, aber in Bezug auf die Bevölkerungszahl war dies nicht eben viel.


Außerdem hat mich sehr erstaunt, dass die Gesamtbevölkerung anscheinend noch sehr stark  MAO  verehrt, denn anders sind wohl die langen, langen Schlangen vor dem Mausoleum nicht zu erklären. Alle haben dort mehrere Stunden zugebracht, um den Führer zu sehen. Die Partei ist nach wie vor alles im Land - im Gegensatz zu den Berichten westlicher Medien.


Hierzu wiederum im Gegensatz steht das Verhalten und Verständnis der Natur. Es war kein Einzelfall zu sehen, wie die Menschen u.a. von Uraltbäumen Kraft und Energie annehmen wollen.


Dann ging es nach Xian - wir kamen in die rauhe Wirklichkeit, d.h. eine Industriemetropole (auch ca. 5 Mill.E) - mit starker Luftverschmutzung - Himmel grau in grau - trotz Sonne - wie bei uns in den 60er/70er Jahren. Sie wissen aber um dieses Problem und arbeiten daran - selbst wenn dies noch Jahre brauchen wird - auch wie bei uns (ca. 15 Jahre).


Hier fiel mir zunehmend die Ungeduld der Menschen auf. Vorwiegend im Straßenverkehr wird gefahren, wie die „Henker“ - immer so lange, wie es irgend geht - auch wenn der kommende Stau schon zu greifen ist - immer weiter, weiter...


Dies war auch auf dem Weiterflug nach Xiamen mit Zwischenstopp in Wuhan zu erkennen. Kaum war die Maschine ausgerollt, stürmten die hinten Sitzenden rigoros nach vorne - und da standen sie nun, denn der Ausstieg dauerte noch eine ganze Weile.


Ich hatte mir die Chinesen immer als sehr ruhiges und geduldiges Volk vorgestellt.


Dann ging es weiter nach Xiamen (kleine Stadt , nur 2.Mill.) - schön am Meer gelegen - und davon lebt vermutlich die halbe Stadt - nicht nur von dem, was alles im Meer schwimmt und gefangen wird - alles kommt auf den Tisch. Sehr krasse Unterschiede in der Stadt, neben Einkaufsstraßen mit den üblichen Welt-Nobel-Marken, kann man 100 m weiter Seitengassen erleben, wo es mit Strom- und Wasserversorgung noch im Argen liegt - trotz auch hier staatlich genehmigter Sonderwirtschaftszone.


Wir besuchten die vorgelagerte kleine Insel, die einen europäischen Charakter hatte - allerdings durch die Kolonialzeit erklärlich.


Hier erlebten wir das zweite Konzert „unseres“ Sextetts. Es fand zwar in einer Hochschule statt, trotzdem haben mich die überwiegend  jungen begeisterten Menschen überrascht.


Von hieraus unternahmen wir auch die Fahrt zu den wehrhaften „Runddörfern“ - Weltkulturerbe - hatte ich vorher noch nichts davon gehört (nebenbei über die drittlängste Hängebrücke der Welt).


Auf dieser Fahrt „verreckte“ (wie die Neuwieder sagen würden) der Motor unseres Busses. An einem langgezogenen Anstieg blieb er 300 m vor dem Scheitelpunkt stehen - auch schieben der Mannschaft half nicht mehr.


Ein zweiter Bus schnaufte vorbei - Anhaltezeichen wurden ignoriert.


Aber der Fahrer hatte alles registriert - oben am Berg hielt er - und unsere gesamte Truppe wurde mitgenommen - nicht nur das - die überwiegend jungen Menschen boten sofort „reihenweise“ ihre Plätze an - ob dies auch in Deutschland so gewesen wäre.


Programm ging weiter - danach war unser Bus auch wieder in Ordnung und in einem „wilden Ritt“ zurück, wollte der Fahrer vermutlich den „vorangegangenen Tag“ erreichen.


Dort haben wir auch Einiges von der Landwirtschaft gesehen. Neben Tee, Reis, Bananen, Khakis u.a. wurden auch Rosenblüten gepflückt, getrocknet, später für Rosenwasser - aber sicher auch für den berühmten Mai-quai-lu, den wir hier in Europa beim Chinesen sowohl warm als auch kalt trinken können. Die Khakis wurden direkt in der Sonne getrocknet, zusammengedrückt und direkt zum Essen angeboten. (außerdem wurden wir auf ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem von „oben nach unten“ hingewiesen). Wo eigentlich die riesigen Mengen an Melonen angebaut werden - weiß ich nicht - sie gab es aber morgens, mittags und abends.


Wir besuchten ein TCM - Zentrum (traditionelle chinesiche Medizin) - es war ein mehrstöckiges Reihenhaus mit langen Fluren, an denen die einzelnen „Behandlungszimmer“ lagen (ähnlich einem Khs.). Wir holten uns dort eine traditionelle Massage ab. Wir hatten uns angemeldet und von 22.00 - 24.00 Uhr!!  wurde kräftig und durchgehend massiert - keine Pause - es war nicht nur für den Masseur anstrengend. Alles für 160 Yuan, also 16 Euro. Als wir kurz vor 22.00 Uhr kamen war noch sehr viel Betrieb auf allen Fluren - erst danach wurde es langsam ruhiger. Der Betrieb war bis 01.00 Uhr!! geöffnet. Die Chinesen tragen offensichtlich einen Teil ihres Gehalts in diese Zentren, damit sie ihrer Gesundheit etwas Gutes tun


In der quirligsten Stadt Shanghai gehen die Lichter nicht aus. Dies ist eine richtige Metropole. Das Stadtbild wird von zahlreichen Wolkenkratzern (ca. 250) geprägt, die aber sehr unterschiedlich und abwechslungsreich konstruiert sind. Wir hätten nicht gedacht, dass wir nach der herrlichen Rundumschau vom Pearltower noch höher hinaufkämen. Aber das Hyatt macht’s möglich, so dass wir den schon hohen Fernsehturm noch von oben anschauen konnten - außerdem konnten wir im 88. Stock kontrollieren, ob die Rezeption im 53. Stock auch professionell arbeitet.


Riesige Bauvorhaben werden ausgeführt - der komplette „Bund“ umgestaltet - alles für die Expo 2010. Auch in der Exhibition Hall konnten wir sehen, was Shanghai noch plant - alles schon im Modell zu sehen - nämlich noch ca. 750 weitere Wolkenkratzer.


Bei unserem Ausflug zu den „Gondeln“ von Longhi - eine Art „Spreewaldrundfahrt“ durch den Ort lassen wir es uns gut gehen und genießen das ländliche Leben.


- Aus den unterschiedlichen Blickwinkeln unserer vier Städteführer war deutlich erkennbar, dass sie alle an das große Ziel der demnächst größten Wirtschaftsmacht der Welt (augenblicklich Amerika etwa 30% - China 3,5% des Welthandels - es dauert also noch etwas) glauben. Sie bejahen die freie Marktwirtschaft, weil sie deren Erfolge schon jetzt sehen. Der Ausspruch „oben Kommunismus...reich,reich....aber unten Marktwirtschaft ...das bringt es....Jedenfalls kann die Führung diese begonnene Lockerung vermutlich nie mehr zurückdrehen - was kommende Führer daraus dann machen werden???


Zu unserem Abschiedsessen waren wir wieder in einem sehr großen Restaurant - mehr Restauranthalle mit Bühne - mehrere Hochzeiten wurden gleichzeitig gefeiert.


Auch wir hatten unsere reservierten Tische.


Wieder beobachteten wir einen Vorgang, der für uns nicht richtig erklärlich ist. Die Chinesen essen gern - sie machen daraus eine Zeremonie - es geht alles sehr gemütlich zu - aber so nach etwa 1 ½ Std. verlassen alle Gruppen ziemlich zusammen das Haus - tja und was machen sie dann eigentlich? - sie bleiben offensichtlich nicht wie wir Europäer noch länger bei einem Gläschen Wein oder Bier sitzen und „klönen“ - sondern, ja wo gehen sie nun eigentlich hin?? Oder ist es vielleicht so zu erklären, dass ein derartiges „feines“ Essen eben den Abschluss einer Feierlichkeit bildet?


Ohne Führung und Dolmetscher ist selbständiges Handeln in den Städten sehr schwierig. Die Sprachbarrieren sind zu groß. Mit mehr eingeplanter Zeit ist z.B. ein U-Bahn-Fahren möglich - ehe man sich so zurechtfindet - dies hätten wir schon noch geschafft - denn in Shanghai wurden auch englische Untertitel an den U-Bahn-Stationen verwendet, d.h. wir hätten unsere Fahrkarten an den Automaten lösen können -  aber was macht man, wenn der Automat nach dem Einwurf des Geldes plötzlich streikt - wie es unserer Begleitung „Xu“ gegangen ist  - sie rief dann einen Kontrolleur und der Automat wurde in Ordnung gemacht - wen und wie hätten wir wohl gerufen??
Und alles nach einem schönen Absacker (Martini, der ein Wodka war) - am Ufer des Huangpu Rivers.


- insgesamt war es eine sehr harmonische und auch von der Einteilung her eine gut zusammengestellte Reise. Die Gruppe hat sich gut ergänzt und es kam zu keinen schlimmen Zwischenfällen - sieht man von den leichten Erkrankungen ab. Wir haben in dem riesigen Land sicher nur vier kleine Punkte gesehen und damit einen kleinen Einblick gehabt.